Bärstadter Kerwespruch 1960

 

Gegrüßt seid Ihr lieben Gäste
heut zum Bärstadter Kerwefeste!

Willkommen Ihr alle aus nah und fern

Vielleicht sind schon einige dabei von einem anderen Stern.

Doch bald kann man um den Jupiter kreisen
oder auch zur Venus reisen.

Auch den alten Mond besuchen
und bei der Sonne backen nen Eierkuchen.

Doch heut sind es andere Sachen
heut wollen wir in Freude machen.
Heute darf nur der Frohsinn wallen
heut wird die Bärstadter Kerb gehalten.
Jetzt will mein Glas ich froh erheben
dies erste will unseren Gästen ich weihen!

Ich wünsche unserer Kerb ein gutes Gelingen
und Glück und Freude in allen Dingen
das Wasser gibt dem Ochsen Kraft
dem Mensch Wein und Gerstensaft
drum trinket alle Bier und Wein
wir wollen doch kein Rindvieh sein! – V i v a t!

 

Freunde, manchmal ist das Leben schwer
und nicht immer blühen die Rosen
Arbeit füllt den Tag, drückt manchen sehr
und recht wechselnd sind des Schicksals Lose.
Unser Herr Bürgermeister ist ein Mann von Welt
doch bei jedem Vorschlag kommt die Antwort: Wir hawwe kein Geld!

 

Ärger haben wir mal hier, mal dort
in der Werkstatt, im Büro, im Hause

hier enttäuscht das Fernsehen, da der Sport
und ein Freund entpuppt sich als Banause
doch mit unserem neuen Herrn Pfarrer gelang uns ein Griff in’s Glück
der Mann ist richtig, und wie der Bürgermeister ein Meisterstück.
Wird die neue Vertretung auch so gut , und wie die alte -
dann kann uns nichts mehr geschehen, dann lasst sie nur schalte und walte!

Zufrieden auch mit den Lehrersleuten
Hoch Sollen sie leben in allen Zeiten! – V i v a t!

 

Der Förster und die Jagd, das sind zwei gute Dinge
die Jagd wurde neu verpacht und sollt viel Geld einbringe.

Doch wenn auch einige Jäger, von Wucher hawwe geschriee,
sie hatten halt kein Geld, und konnten die Jagd nit kriche.

Der Günther hat kein Gebot mehr getan
drum kommt jetzt ma ein anderer dran.

Ein Bauunternehmer von Schierstein draus
man sagt: Er sei ein ganz fidel Haus.

Wenn das Verhältnis so wird wie es mit dem Günther war
dann versteh’n wir uns Alle für die gesamten 9 Jahr! – V i v a t!


 

Überall im ganzen Land – wird umgelegt, des iss bekannt
Hausen, Fischbach, Kemel, Mappen
und auch Bärstadt muß berappen
und am Abend auf den Bänken
tut man sich die Zung verrenken
kommt oftmals dann schwer in Rasche
und schreit mal „Götz von Berlichingen“
doch wer wird so’n Blödsinn machen
Freunde da gibt’s nichts zu lachen
fort sind alle guten Stücke
soll ich jetzt nehmen die Schieferkrücke
doch ist das Unglück gar nicht so groß
viele sind auch ihre Unkrauftstücke los
und wenn man die neuen schöne Wege bedenkt
dann iss die Umlegung halb geschenkt
nur der Schwalbacher Weg, gemacht vom „Grünen Plan“
dess war en Wahn! – V i v a t!

 

Die Motorisierung schreitet fort
es puppert hier und knattert dort
Bulldogs und Motormäher rasen um die Ecken
Autos und Mopeds können sich verstecken
doch’s geht oft nicht ohne Unfall ab
es ging noch gut, war’s auch sehr knapp
seit vorsichtiger mit solchen Sachen
die sich oft selbständig machen
und rufst du dann auch hü un hott
des Ding hört nicht, des iss en Spott
und wird so’n Ding erst munter
dann kommst du auch noch drunter
ein Auto läuft man glaubt es kaum
auch manchmal gegen Stein und Baum
und bis du denkst, dann haste
verdammt das war en Maste! – V i v a t!

 

Hört ihr Leut und lasst euch sagen
manches liegt uns noch im Magen
doch vom Turnverein hört man nur
die sind dem Turnen auf der Spur
die Halle ist prächtig anzuschauen
doch zum Turnen ist kein Raum
auch Versammlungen sind nicht mehr
da muß neues Leben her.

Ausflug ist auch keiner gewesen
habt ihr nicht von der Olympia gelesen
dort wurde gelaufen, geturnt und gesprungen
das müsste doch ein Ansporn sein für unsere Jungen.

Ein Glück wir haben die Reiter im Ort

sie sind drum unsere Vertreter im Sport
auch die Sänger hört man singen
in Hohenstein, Wambach und Springen tat’s klingen
und im nächsten Jahr soll ein Sängerfest sein.


Wir laden schon jetzt dazu herzlichst ein
und wird die Linde unter Naturschutz gestellt
dann können wir sagen, kommt aus aller Welt
kehrt in unserem Dörfchen ein
bei unseren Wirten gibt’s guten Wein
und lauter guten Sachen

die euch sicher Freude machen! – V i v a t!

 

Was noch zu erwähnen wär
der Fischbacher Berg ist nicht mehr
des iss die Bärstadter „Villen-Kolonie“

dort wohnt die Bärstadter Otwolot
doch sind das lauter gute Leute
die bitten wir auch zur Kerwefreude
um diesemal kräftig mit uns zu trinken und zu essen
und auch das tanzen nicht vergessen
Glück braucht der Mensch
heißt er nun Müller oder Meier
hat einer Glück – legt ihm sogar sein Hahn noch Eier! – V i v a t!

 

Wie ist das heute sonderbar
man sieht sich das ganze Jahr
und meint man müsst sich kennen
doch jeder sieht heut anders aus
ganz frisch wie aus dem Ei heraus
man darf euch alle festlich nennen
nach jeder Richtung geht’s uns gut
denn Speis und Trank macht frohen Mut
Musik will uns beschwingen
wer sollte da nicht lustig sein
sich unbeschwert der Stunde freun
auf lasst die Gläser klingen! – V i v a t!

 

Wenn die Preise steigen, kriegt man Wut
falls man selbst nicht mitverdient erheblich
manchmal hier, mal dort es wehe tut
und das Meckern ist auch oft vergeblich
heute, aber schaltet alles ab
Ärger, Missmut, Unlust, miese Sachen
heute sind vergnügt wird, und ich hab
allerlei bereit, uns froh zu machen
Donnerwetter, wird sind doch noch jung
und auch nicht zu faul, uns zu bewegen
heute wollen wir mal so recht mit Schwung
einen Tanz schick auf’s Parkett hinlegen
mit Musik soll alles besser geh’n
sagt ein Sprichwort, und wollen’s erproben
unsre Tanzkapelle, ihr sollt sehn
werdet ihr am Ende alle loben
auch der Wirt, der gute, hat gesorgt
dass das Bier im Kranen nicht wird alle
also drum Freunde unbesorgt
jeder kriegt sein Teil in jedem Falle
so! der Rede ist genug getan
nun genießt die Kerb in vollen Zügen
Musikanten, fanget fröhlich an
Euch, ihr lieben Gäste, viel Vergnügen!!! – V i v a t!